Dolomites Ultra Trail 2019 – Einmal quer durch die Dolomiten
Als ich gegen Jahresende zum ersten Mal davon hörte das es zum 10–jährigen Jubiläum des Brixen Dolomiten Marathon eine neue Ultrastrecke mit 81 km geben wird, war für mich sofort klar: Dieses Rennen quasi vor meiner Haustür muss ich machen. Die Vorstellung davon mitten in der Nacht auf dem Domplatz in Brixen zu starten, über Wald und Forstwege ins Mittelgebirge zu laufen, auf hochalpinen Steigen einmal quer durch die Dolomiten, und dann irgendwann wieder in Brixen anzukommen, hatte mich auf Anhieb begeistert. Nun ging es darum einen Laufpartner für das Rennen zu finden, da der DUT 81 km ausschließlich als 2er Team gemacht werden kann. Der war dann recht bald gefunden, und wir meldeten uns als „79er Jahrgangsausflug“ beim Rennen an. Doch der recht harmlose Teamname war nur Tarnung, denn uns war nach dem ersten Strategiegespräch gleich klar: Wir machen keinen Ausflug, sondern einen echt geilen Trailrun mit einer genauen Zeitvorstellung.
Ende Mai begannen wir dann damit uns speziell für dieses Rennen vorzubereiten. Da die Renndistanz von über 80 Kilometern und etwas weniger als 5.000 Höhenmeter für mich Neuland waren, freute ich mich bereits auf dieses neue, andere Training. Als begeisterter Trailrunner bin ich immer auf der Suche nach neuen Strecken und liebe Herausforderungen abseits der Komfortzone. Somit kam mir der DUT 81 km genau zurecht. Bei den ersten gemeinsamen Trainings merkten wir schon bald, als Teampartner passen wir richtig super zusammen und die langen Trainingsläufe machten uns auch nach zig Stunden noch Spaß. In unseren Lauftrainings bauten wir alles ein: steile Aufstiege, technische Downhills, Nachttraining, Hitzetraining…und ganz besonders profitierten wir vom Expertenwissen des Sportstudiums meines Teampartners. Nach den 6 Trainingswochen waren wir in einer guten Form und richtig heiß auf das Rennen…
Am Freitag, den 06.07 war es dann endlich soweit und mein Renn-Highlight für 2019 war endlich gekommen. Einige Stunden vor dem Start gab es noch ein kurzes Briefing mit den wichtigsten Rennfakten für den DUT 81 km. Die letzten 2 Stunden vor dem Start nutzte ich im Ruhequartier für Läufer um mich noch mental auf das Rennen vorzubereiten und die Rennstrategie nochmals kurz durchzugehen.
Um 00:01 Uhr war es dann soweit und der Startschuss für den Dolomites Ultra Trail war gefallen. Das war auch höchste Zeit, denn mein Teampartner war kaum noch bremsen…:-) Auf den ersten 2 Kilometern staunte ich ziemlich wie schnell das Feld gestartet war und dachte mir nur: Hey Leute, das ist kein Halbmarathon… Das erste Teilstück bis Afers ging auf mäßig steilen Wald- und Forstwegen hinauf ins Mittelgebirge, welches wir ganz bewusst nicht zu schnell angingen. Weiter ging es über steilere Waldwege und einer längeren Forstweg-Laufpassage bis Russiskreuz. Das Laufen in der Nacht hatte seinen ganz besonderen Reiz und auf diesem Abschnitt begannen wir langsam unser Tempo zu steigern.
Nun ging es auf einem reizvollen steilen Anstieg hinauf zur Bergkette der Aferer Geisler, weiter über einen schönen Trail nach Zans in Villnöss und hinauf zur Schlüterhütte. Ein kurzer Blick auf die nächtlichen Umrisse der Villnösser Geislerspitzen beeindruckte uns und einige andere Trailläufer ziemlich. Bei der Schlüterhütte freuten wir uns auf eine kräftigende Suppe und die 2 lockeren Typen der Verpflegungsstelle sorgten für gute Stimmung. Weiter ging es in leichten auf und ab auf wunderschönen Dolomitenwegen nach Medalges und dann sehr steil auf Geröll hinauf zur Roascharte auf ca. 2.600 m. Auf diesem Streckenabschnitt war dann auch eine faszinierende Morgenröte zu sehen und als Krönung auf dem Weg zur Roascharte, wurden wir mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang belohnt.
Nach einem kurzen Abstieg Richtung Grödnertal, ging es dann wieder steil aufwärts ins Herz des Puez Geisler Naturparks und auch zum höchsten Punkt des DUT 81 km auf knapp 2.700 m. Auf Traum-Trailpfaden mit Blick auf Lang- und Plattkofel, Sellastock und Cir Spitzen ging es weiter zur Puezhütte. Auf diesem Teilstück kamen wir super voran und konnten Team für Team überholen. Nach kurzer Verpflegung an der Puezhütte freuten wir uns schon auf den bevorstehenden langen Downhill nach Campill. Der im oberen Teil anspruchsvolle und steile Abstieg, welcher dann allmählich gemäßigter durch das Antersasc Tal führte, ist ein Traumstück für jeden Trailrunner.
Im Bergsteigerdorf Campill angekommen, warteten auch schon unsere Frauen und pushten uns mit der Mitteilung das wir aktuell auf Position 5 seien. Diese Info freute uns sehr, waren jedoch vorsichtig mit Prognosen, zumal erst knapp 50 km bewältigt waren und ab hier eine der Schlüsselstellen des Rennes begann. Im sehr steilen Aufstieg Richtung Peitler Kofel waren wir der prallen Sonne ausgesetzt und wussten das wir diesen unbedingt gut einteilen müssen, da nachher eine längere Laufpassage begann, welche wir unbedingt zügig laufen wollten. Den Streckenabschnitt von Campill, Peitler Kofel Umrundung und hinunter zur Rodelalm meisterten wir extrem gut und konnten uns hier Platz 4 sichern. Zudem war dieser Abschnitt landschaftlich richtig cool und die Strecke super abwechslungsreich. Ab hier beflügelte uns das Gefühl das der letzte Aufstieg begonnen hatte. Weiter ging es dann auf der Marathonstrecke zum Gabler Graben, Rossalm bis nach Kreuztal, wo wir von vielen Marathonläufern begleitet wurden.
Nach kurzem Rückblick zu den Geisler Spitzen liefen wir in Kreuztal ein wo durch die vielen Zuschauer eine Megastimmung herrschte. Unsere Frauen mobilisierten hier in Windeseile eine ganze Gruppe Menschen die uns mit lautstarkem Jubel empfingen. Ein echt geiles Gefühl, was uns besonders gut in Erinnerung geblieben ist. Mit einem Zucker-Coffein Gemisch rüsteten wir uns für den finalen langen Downhill ins Ziel nach Brixen, 1.500 hm steil und anspruchsvoll abwärts gab es hier noch zu bewältigen. Mit der Info das auf unsere Verfolger genügend Abstand bestand und Platz 3 außer Reichweite war, konnten wir das Tempo etwas drosseln um so sicher unterwegs zu sein. Um der Hitze entgegenzuwirken, nutzten wir jegliche Methode zur Kühlung aus: Wassertrog, nassen Lappen an den Versorgungsstellen…sowas bewirkt kleine Wunder.
Auf den letzten 2 Kilometern in der Stadt machte sich dann ein breites Grinsen in unseren Gesichtern breit, da wir es in wenigen Minuten ja geschafft hatten. Der Zieleinlauf war der Hammer, die Emotionen kochten hoch und das Glücksgefühl die Premiere des Dolomites Ultra Trail mit 81 km und 4.728 hm geschafft zu haben, war und ist unbeschreiblich. Auf die Endzeit von 12 Stunden und 49 Minuten, den Kategoriesieg und Gesamtposition 4 sind mein Teampartner Sigi Innerebner und ich besonders stolz.
Mit dem Dolomites Ultra Trail ist den Veranstaltern ein besonderes Trailrunning Event gelungen, welches landschaftlich wohl kaum noch zu überbieten ist. Was die Rennstrecke besonders auszeichnet sind die Kombination aus technischen Auf- und Abstiegen, längeren Laufpassagen und die in allen Varianten abwechslungsreiche Strecke. Großen Dank an das OK Team des Brixen Dolomiten Marathon rund um Christian Jocher. Ein ganz besonderer Dank geht auch an unsere Frauen Petra und Maria für die tolle Unterstützung. Sie begleiteten uns vom Start weg, waren an diversen Straßenüberquerungen und Versorgungsstellen anwesend und feuerten uns sowie andere Läufer mit Musik und super Stimmung an.